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Kamingespräch: Zeit – Neue Blinkwinkel zwischen Beständigkeit und Vergänglichkeit
Schon als Kinder lernen wir, wie die Monate des Jahres heißen und wie viele Tage sie haben. Aber wie schnell der Jahreskreis eigentlich vorbei geht, bemerkt man erst in späteren Lebensjahren. Die Zeit zieht vorbei, ohne dass man dies wirklich wahrnimmt. Die eigentlich besinnliche Vorweihnachtszeit wird zum Terminmarathon.
Aber gibt es auch einen anderen Zugang? Können wir neue Perspektiven im Umgang mit der Zeit und damit auch im Umgang miteinander finden? Zu diesem Thema diskutierten der Managementtrainer und Zeitforscher Franz J. Schweifer und der Buchbinder Walter Gstettenhofer in dessen Werkstätte in Böhlerwerk. Hier schafft er Werke mit 300 Jahre alte Handwerkstechniken, die aus einer anderen Zeit zu stammen scheinen. Dabei versucht er, die Zeit auszuklammern, sowohl bei der Arbeit als auch in der Reflektion seiner Werke.
Auf eine andere Art trotzt Franz J. Schweifer der Zeit. Der Managementtrainer beschäftigt sich in seinem „Verein zur Verlangsamung der Zeit“ mit der Wahrnehmung dieses Phänomens. „Die größte Zumutung des Lebens ist die Endlichkeit,“ so der geborene Waldviertler, der auch als FH-Lektor tätig ist. „Aber darin liegt auch etwas Positives, denn dadurch müssen wir im jetzt leben und uns fragen, wofür wir unsere Zeit ausgeben.“ Eine Disziplin, die Walter Gstettenhofer auch in seinem Handwerk zu meistern versucht. „In meiner Werkstatt werden Sie viel finden, aber keine Uhr. Nur wenn ich weg von der Hektik bin, die draußen ist, bin ich zu 100 Prozent bei dem, was ich tue,“ so Gstettenhofer.
Dass das in der Praxis nicht immer so leicht ist, wie in der Theorie, veranschaulichte Moderator Michael Battisti indem er aus einer aktuellen Studie zitierte, wonach dem Großteil der Menschen nur ein Bruchteil ihrer Tageszeit für Tätigkeiten übrig bleibt, die ihnen tatsächlich Freude bereiten. Darin liege laut Franz Schweifer eine wichtige Perspektive. „Es kommt nicht auf die Dauer des Erlebten an, nur auf die Qualität. Gegenüber der Quantität, dem Vergehen der Zeit, sind wir ohnehin ohnmächtig, aber die Qualität, die können wir direkt beeinflussen,“ so Schweifer.
Ein Thema, das auch das Publikum in der dicht besetzten Werkstatt im Anschluss noch zu dem ein oder anderen tiefergehenden Gespräch anregte, bei diesem vorweihnachtlichen Kamingespräch, das am kommenden Mittwoch, 18.12 um 21.00 Uhr auf ORF Radio Niederösterreich ausgestrahlt wird.