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Kamingespräch zum Nachhören: "Alles Kopfsache?"

Das Kamingespräch zum Nachhören

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Über ihren Weg zum Erfolg, Hürden und Herausforderungen, Chancen und Glück sprachen Georg Fraberger und Irene Fuhrmann beim zweiten Kamingespräch mit Moderator Michael Battisti vom ORF Niederösterreich. Unter dem Titel „Alles Kopfsache?“ gewährten der Psychologe, Autor und Speaker und die Cheftrainerin des österreichischen Frauennationalteams tiefe Einblicke in ihr Leben. In der gut besuchten Kulturwerkstatt im Schloss Kottingbrunn stimmten sie beide überein: Die Einstellung ist entscheidend für den Erfolg. Und: Sein Talent zu erkennen und konsequent an der Erfüllung der Ziele zu arbeiten.

Georg Fraberger stellte gleich zu Beginn klar, er führe ein sportliches Leben in einem unsportlichen Körper. Der Psychologe wurde ohne Arme und Beine geboren, setzte aber seine Lebensträume in die Tat um – unter anderem mit einer Familie mit fünf Kindern und einer 20 Jahre langen beruflichen Tätigkeit als klinischer Psychologe im AKH. Er sprach sich in Kottingbrunn für die Bedeutung der Gemeinschaft, der Liebe und der Seele aus: „Der Seele wird heutzutage kaum Zeit gegeben.“ Erfolg lasse sich in seinen Augen als Erreichen innerer Ziele definieren, unabhängig davon „ob man auf der Straße erkannt wird oder eben nicht. Wenn man macht, was man tun möchte, ist man ein erfolgreicher Mensch“.

Dafür brauche es einen festen Willen, so Fraberger. Er selbst lasse sich durch seine Behinderung nicht von Zielen abbringen. „Ich habe mein Talent gesehen und habe Psychologie studiert. Die Alternative wäre das Priesteramt gewesen, aber das bin einfach nicht ich“, fügte er mit einem Augenzwinkern hinzu. Sobald man sein Talent mit einem Ziel verknüpfe, sei der Weg zum Erfolg geschaffen. Wichtig, so Fraberger, sei es, die Stolpersteine auf diesem Weg zu beherzigen. „Scheitern ist nicht das Gegenteil von Erfolg, sondern ein Teil des Erfolgs. Sogenannte Misserfolge bringen neue Erkenntnisse, schließlich ist Entwicklung nie ein linearer Prozess. Es gibt keine erfolgreichen Menschen, die nie auf die Schnauze gefallen sind.“

„Kompetenz setzt sich letztendlich durch“

Irene Fuhrmann spielte als Mädchen und junge Frau am Stadtrand von Wien „tagelang Fußball, hatte aber nie das Bedürfnis, in einen Verein zu gehen“. Dieser Schritt kam erst mit 20 Jahren. Nach drei Cup-Siegen und 22 Länderspielen wechselte sie auf die Trainerbank. Seit 2020 ist sie Chefin des Frauen-Nationalteams und erreichte mit diesem 2022 das EM-Viertelfinale. In jungen Jahren galt sie in den „Fußball-Käfigen“ als kickende Attraktion, heute ist sie sich ihrer Signalwirkung auf den Kickerinnen-Nachwuchs bewusst. „Mir ist es wichtig, den Mädchen zu zeigen, was alles möglich ist, was sie alles erreichen können.“

Für den Erfolg, sei es notwendig, Vorurteile in den Hintergrund zu rücken und sich zu fokussieren. „Talent ist wichtig, aber die Einstellung ist entscheidend. Man kann immer mehr haben, aber man kann auch weniger haben. Dankbarkeit ist für mich ganz wesentlich.“ Als Cheftrainerin habe sie einen „eingeschworenen Haufen“ um sich. „Diese unterschiedlichen Individuen zu einem Team zu formen, ist harte Arbeit. Da gilt es, so wie in jeder Partnerschaft, Beziehungsarbeit zu leisten“, zeigte sich Fuhrmann stolz auf ihr vielfältiges und vielseitiges Nationalteam. Und: „Als Trainerin muss ich klar kommunizieren, aber auch empathisch sein. Denn gerade dieses Verständnis spornt zu Höchstleistungen an.“

Ob sie sich grundsätzlich vorstellen könne, als Frau männliche Fußballprofis zu coachen, beantwortete Irene Fuhrmann klar: „Männer werden kein Thema damit haben, von einer Frau gecoacht zu werden, wenn sie merken, dass die Trainerin kompetent ist. Vielleicht gibt es am Anfang den einen oder anderen blöden Spruch, aber das würde sich bald legen. Kompetenz setzt sich letztendlich durch.“

Georg Fraberger verglich sich in Kottingbrunn mit Kino-Geheimagent James Bond. Natürlich könne 007 laufen. Aber wenn er heiraten will, brauche er auch eine Frau. Wenn er fährt, brauche er auch ein umgebautes Auto. „Ganz so wie ich.“ Er empfiehlt, am Selbstwert zu arbeiten und an der Einstellung: „Arbeitslose könnten sich nicht als solche sehen, sondern sich als Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber des AMS-Teams verstehen. Oder Patientinnen und Patienten als Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber der Ärzteschaft.“ Jeder Mensch sei gleich an Wert und verdiene die gleichen Möglichkeiten zu haben wie alle anderen auch, so Fraberger.

Fotos: Monika Fellner

Kultur Niederösterreich
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