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Ehrenamtliches Tun steht vor Konjunkturhoch

Die Coronapandemie hat großen Einfluss auf die Arbeit der vielen Ehrenamtlichen und Freiwilligen in den 20.000 niederösterreichischen Vereinen. Sowohl die Bereiche Kultur, Sport und Soziales als auch die niederösterreichischen Blaulichtorganisationen kämpfen mit Einschränkungen.

„Deshalb war es mir wichtig zu diesen Ehrenamtstreffen zu laden, um mit Obleuten, Präsidentinnen und Präsidenten von Niederösterreichs Dachverbänden die aktuelle Situation zu analysieren, zu hören, wo der Schuh drückt und gemeinsam Lösungsansätze und Perspektiven für das Freiwilligenwesen in der Zukunft zu besprechen,“ so Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner. Gemeinsam mit Landesrat Jochen Danniger, zuständig für Sport, und Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf, in dessen Agenden die Blaulichtorganisationen fallen, stand sie für Fragen und Antworten zur Verfügung.

Schmerzlich vermisst werden Kameradschaft und persönliche Begegnungen. Die Diskussion zeigte aber auch, dass bei allen Schwierigkeiten, die Motivation, die Einsatzbereitschaft, die Freude und die Hoffnung auf eine Normalisierung des Vereinslebens sowie die Bereitschaft neue Konzepte und Sicherheitsmaßnahmen mitzutragen, auch nach einem Jahr Pandemie groß sind. Denn wie Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner betonte: „Ehrenamtliches Tun wird nach der Pandemie ein Konjunkturhoch erleben.“

Vor allem der Kulturbereich sehnt sich nach ersten Öffnungsschritten. „Die Anerkennung von Wohnzimmertests“, fordern etwa Landesobmann Peter Höckner vom Niederösterreichischen Blasmusikverband und Claudia Nemec von der Volkskultur Niederösterreich „um zumindest im kleinen Rahmen Treffen zuzulassen.“ „Volkstanz- oder z. B. auch Chor- und Musikproben stellen gerade für ältere Vereinsmitglieder einen wichtigen Fixpunkt im Alltag dar und diese sozialen Kontakte sind äußerst wichtig für die mentale Gesundheit der Menschen“, betonen beide den gesellschaftlichen Wert der Vereinsarbeit.

Nach Planungssicherheit sehnt sich Martina Esberger, Obfrau vom Außerberuflichen Theater in Niederösterreich: „Die Amateurtheatergruppen möchten wieder spielen. Jedoch ohne Planungssicherheit beginnt keiner zu proben. Vergangenes Jahr mussten vor der Premiere zu viele Veranstaltungen und Auftritte – teilweise sehr kurzfristig – absagt werden.“

In einer privilegierten Situation sehen sich die Museen, sagte Elisabeth Vavra, Obfrau des Vereins Museen und Sammlungen Niederösterreich, denn viele dieser Einrichtungen hätten heuer besonders früh öffnen und dadurch viele Besucher begrüßen können.

Auch Josef Schaden vom BhW Niederösterreich und Maria Forstner, Obfrau der Niederösterreichischen Dorf- und Stadterneuerung, geben sich optimistisch: „Wir sind zuversichtlich, dass es nach der Pandemie wieder weitergeht. Die Menschen stehen in den Startlöchern und warten, dass es wieder losgehen kann. Diese Pandemie hat neue Möglichkeiten hervorgebracht.“

Herta Falkensteiner sprach stellvertretend für alle Chöre: „Wir machen uns Sorgen, dass wir Nachwuchs verlieren und sich Chöre auflösen. Wir werden aber eine Initiative ,Singen unter freiem Himmel´ planen und versprechen uns von den Selbsttests Sicherheit bei den Chorproben.“

Klaudia Atzmüller, Vorsitzende des NÖ Hospizverbandes bemerke Probleme in der Ausbildung für Hospizbegleiter, da diese nur beschränkt möglich sei. Ein Teil der rund 800 ehrenamtlichen Hospizbegleiter sei bereits geimpft. „Unser Wunsch ist es, dass wir im nationalen Impfplan vorgereiht werden“, sagte Atzmüller.

Auf eine rasche Rückkehr ins Vereinsleben hoffen auch die Pfadfinder. Seit fast einem Jahr sind oder waren weder Feste noch Sommerlager möglich, und auch das Angebot an digitalen Heim-Abenden würde immer weniger angenommen werden, so Helmut Salat, Präsident des Landesverbandes der Pfadfinder und Pfadfinderinnen. Bei den wenigen Aktivitäten, die in den vergangenen Monaten gesetzt werden durften, sei es zu keinerlei Infektionen gekommen und unsere Hygienevorschriften helfen Ansteckungen in einem kontrollierten Rahmen vorzubeugen.

Etwas anders gelagert sind die Probleme der niederösterreichischen Blaulichtorganisationen. „Wir haben ein Rekordjahr an Einsätzen zu verzeichnen“, beschreibt Dietmar Fahrafellner, Landesfeuerwehrkommandant von Niederösterreich die aktuelle Situation. Die Jugendarbeit musste aufgrund der Pandemiesituation zurückgestellt werden. „Ich sehe auch ein gesellschaftspolitisches Problem. Wir merken eine Entfremdung und hoffen, dass wir nicht auf Grund anderer Aktivitäten Freiwillige verlieren. Im Großen und Ganzen sind wir aber guter Dinge, voll und ganz einsatzbereit und bemüht, die Motivation der Mannschaft so weit wie möglich aufrecht zu erhalten“.

Josef Schmoll, Präsident des Roten Kreuzes Niederösterreich streicht die hervorragende Arbeit der Rot-Kreuz-Mitarbeiter bei den Testungen und Impfungen hervor. Eine große Herausforderung seien die über 40.000 Covid-Transporte, die, zusätzlich zu den normalen Rettungs- und Krankentransporten, mit einem erheblichen Mehraufwand geleistet werden müssen. „Der gesamte Betrieb ist von Stress begleitet und die Stunden, wo man sich zusammensetzen kann, gehen halt „coronabedingt“ nicht, da machen wir zurzeit schon einen Seiltanz – auch um die Motivation zu erhalten“, so Schmoll.

Besondere Auswirkungen hat die Coronakrise auf die Ausbildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten der Mitglieder. „Denn gerade bei Blaulichtorganisationen muss jeder Handgriff sitzen, Fehler können sich dramatisch auswirken“, betont Matthias Cernusca, Landesleiter Bergrettung Niederösterreich/Wien, die einen 25%igen Anstieg der Einsatzzahlen verzeichnet.

Christoph Kainz, Präsident des NÖ Zivilschutzverbandes, lobte den Einsatz der „blau-gelben Sicherheitsfamilie“ und wie die Zivilgesellschaft innerhalb kurzer Zeit in den Gemeinden Essenszustellungen, Einkaufs- oder Besuchsdiente organisierte. „Das Projekt 'Füreinander Niederösterreich' war ein starkes Zeichen der Zivilgesellschaft; es zeigt, wenn es klare Strukturen gibt, ist die Bereitschaft zum ehrenamtlichen Engagement in der heutigen Zeit sehr, sehr hoch.“

Markus Schimböck, Präsident des Landesverbandes der Wasserrettung, berichtet von gestiegenen Einsätzen, sinkenden Mitgliedszahlen und Schwierigkeiten in der Jugendarbeit. Vor allem der fehlende Schwimmunterricht für Kinder, könnte in Zukunft zu großen Sicherheitsproblemen führen.

Am Ende des Gesprächs bedankte sich Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner bei allen Organisationen für ihren Einsatz und bat noch ein paar Monate durchzuhalten. „Wir werden weiterhin das Engagement im Freiwilligenbereich unterstützen und gerade jetzt ist ein Zusammenhalt umso wichtiger, um vielen Menschen aufgrund der Situation Mut zu machen. Soziale Kontakte und Nähe sind das Um und Auf einer Gesellschaft und das gilt gerade auch für das Vereinsleben.“

Die Initiative Service Freiwillige unter dem Dach der Kultur.Region.Niederösterreich steht weiterhin für rechtliche und organisatorische Fragen zur Verfügung, Tel. 0810 00 10 92.

Kultur Niederösterreich
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