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Nachhaltigkeit im Blick
Lange Zeit galt die Regel nicht mehr zu verbrauchen als wieder nachwachsen kann. So wie die Teile eines Birkenbesens nachwachsen, der Stoff für eine Weste oder der Mais auf einem Feld. Aber über die Jahrzehnte veränderte sich der Blick auf die Dinge. „Nachhaltigkeit“ ist keine Selbstverständlichkeit mehr, eher ein Modebegriff, der uns mit diversen komplexen Ansätzen quer durch alle Medien vermittelt wird. Aber muss es so komplex sein? Nicht, wenn es nach Serafina Spatt geht, Gründerin des Textilreparaturunternehmens RESI Slow Fashion das auf Visible Mending spezialisiert ist, also die sichtbare Reparatur von Kleidung. Es gäbe individuell verschiedene Schritte, die man im Alltag setzen könne, das Reparieren bestehender Dinge beispielsweise wäre früher eine Selbstverständlichkeit gewesen und ist eine simple Möglichkeit, einen nachhaltigen Weg zu gehen. Dass diese Reparatur nicht unsichtbar und perfekt sein muss, mache diesen Weg für alle möglich. „Durch sichtbare Reparatur wird kaputte Kleidung wieder tragbar - ein altes Kleidungsstück wird neu erfunden und zu einem redesignten Einzelstück“, so Spatt. Ein durchaus sichtbarer Trend, denn die Nachfrage nach „Repair-Cafes“ und Initiativen wie RESI Slow Fashion ist in den letzten Jahren massiv angestiegen.
Aber passen erfolgreiches Unternehmertum und Nachhaltigkeit zusammen? Immerhin gelte gerade der Massenkonsum unseres oft als „Wegwerfgesellschaft“ kritisierten Alltags als Gegenpol zu nachhaltigem Leben, Wie kann sich das ausgehen, wollte Moderator Michael Battisti von Autorin Andrea Heistinger wissen, die hauptberuflich Unternehmen auf ihrem Weg zur Nachhaltigkeit berät. Andrea Heistinger nannte als Beispiel aus ihrer Arbeitspraxis Betriebe, die durch die Umstellung auf Bio-Landbau wirtschaftlich tragfähig gemacht wurden und gerade dadurch ihren Umsatz steigerten. Hier führte also eine wirtschaftliche Überlegung zu einem nachhaltigeren Prozess und dies sei in vielen Bereichen gegeben, es brauche aber fachgerechte Beratung und vor allem den langfristigen Zugang, so Heistinger: „Das Wichtigste ist das Dranbleiben. Wir können nicht einen Schalter umlegen und ein Produkt auf Knopfdruck nachhaltig machen, wir müssen uns anschauen, wie können wir Prozesse verändern um Produkte langfristig kreislauffähig zu machen.“
Perspektiven für die Zukunft liefere hier ein Blick in die Vergangenheit zu „alten Traditionen, weil in ihnen oft Prinzipien liegen. Nachhaltigkeit funktioniert über das Festlegen von Prinzipien.“ In der altbäuerlichen Landwirtschaft war Vorratshaltung beispielsweise ein existentieller Baustein, in dem auch in der Gegenwart Potential läge. Auf ihre Einschätzung der Zukunft angesprochen, sah Serafina Spatt eine positive Entwicklung: „Reparatur wird wieder selbstverständlich werden, und darin liegt auch eine gesellschaftliche Komponente, weil es einfach Spaß macht, zusammen etwas zu erhalten.“
Im dicht besetzten Festsaal des Museumslokals „Museums Genuss“ im Lebenden Handwerksmuseum St. Leonhard kam es im Anschluss unter den zahlreich erschienenen Gästen noch zu anregenden Gesprächen, bei diesem ersten Kamingespräch im neuen Jahr 2025, das am kommenden Mittwoch, 15. Jänner um 21.00 Uhr auf ORF Radio Niederösterreich nachzuhören ist.