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Plädoyer für Echtheit und Authentizität: "Echte Menschen statt Kopien"
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Ein Plädoyer für die Wichtigkeit der regionalen Kulturarbeit hielt Autor Wolf Lotter im Seminar- und Ausbildungszentrum Atzenbrugg. Bei einer hochkarätig besetzten Denkerrunde steuerte der Publizist und Essayist wertvolle Impulse über das Echte und zutiefst Menschliche bei.
Im Kreise von Partnern und Wegbegleitern der Kultur.Region.Niederösterreich vertiefte er das Jahresthema der Kultur.Region.Niederösterreich „Verlässlich echt“. Bei der Denkerrunde mit dabei: Aufsichtsratsvorsitzender Erwin Pröll und Geschäftsführer Martin Lammerhuber, SPAR-Geschäftsführer Alois Huber, Media Print-Geschäftsführer Gerhard Valeskini, BHW-Landesvorstandsmitglied Sabine Neunteufl, Autorin Cornelia Travnicek, Künstlerin Elisabeth Engstler, Musikerin Monika Ballwein, Berndorfs Kulturamtsleiterin Maddalena Vrhovec, Musikschulverbandobfrau Barbara Stark, Museumsleiterin Vanessa Staudenhirz, Michelhausens Bürgermeister Bernhard Heinl, Musiker Wolfgang Eisler, Musikbusiness-Profi Reinhart Gabriel, Sängerin Shlomit Butbul und Markersdorf-Haindorfs Bürgermeister Fritz Ofenauer.
Wichtig sei vor allen Dingen, zu wissen woher man kommt, um zu wissen, wohin man gehen will. „Dazu gehört auch, sich bewusst zu machen, wer wir als Menschen sind und welche Aufgaben wir haben.“ Diesem Herausschälen des Einzigartigen und Persönlichen stünde mit der Industriekultur der „Haken bei der Zivilgesellschaft“ im Wege, denn diese mache die Menschen gleich im Sinne von ersetzbar. Erfahrung und einzigartige Sichtweisen könne man aber nicht ersetzen, denn sie seien „die entscheidende Wissenskomponente“. Echte Menschen statt Kopien empfahl auch die Runde. So wurde dafür geworben, gesellschaftlich eine Fehler-Kultur und eine Kultur der Emotionen zuzulassen statt eine „Als-Ob-Gesellschaft“ zu bestätigen auf dem zu hinterfragenden Weg zur Perfektion. So brauche es Anhalten und Innehalten, um eine gesunde Emotionalität zu entwickeln.
Begeisterung für Echtes bedeute auch, Respekt vor dem anderen zu haben. „Das ist das Leben. Es pendelt zwischen Ich und Wir“, hieß es beim Gespräch. So sehr der Respekt vor dem Anderen gelten müsse und die Ehrlichkeit zueinander, so sehr heiße Authentizität auch, durch das gelebte Beispiel Vorbild zu sein. Echt zu sein, kam die Denkerrunde überein, bedeute, Original zu sein - im Umfeld einer modernen Informationsgesellschaft und einer voranschreitenden Technologisierung. Und das erfordere auf jeden Fall Mut. „Mut zur Emotion, Mut zuzuhören und Mut zu sprechen“, formulierte es die Runde gemeinsam als Aufruf zu Echtheit und Authentizität.
Symposium zur regionalen Kulturarbeit
Die Brücke zur Praxis und zur Umsetzbarkeit in der Region schuf Lotter dann im ersten Symposium der Reihe „Regionale Kulturarbeit in Niederösterreich“. Der Autor erinnerte dabei unter dem Titel „Kultur braucht dich verlässlich echt!“ an die große Bedeutung der kulturellen Arbeit vor Ort in der eigenen Gemeinde. Eine Botschaft, die geradezu maßgeschneidert für die eingeladenen Kulturverantwortlichen war. „Kulturarbeit ist die Auffrischung des Wissens, wer wir sind und was uns ausmacht. Kultur macht uns kenntlich, erst zu Persönlichkeiten, zu Individuen, ohne die nichts wächst und wird. Sie macht uns zu Originalen, zu echten Menschen, die sich nicht erst erklären müssen, sondern an und für sich kenntlich sind.“
Verlässlich echt sei der Mensch in seinem authentischen Streben, sich kulturell auszudrücken und zu betätigen, so Lotter. Kultur sei somit kein Luxus sondern menschliche Lebensgrundlage. „Aber diese Lebensgrundlage verkümmert, wenn wir uns nicht immer wieder bewusst machen, was unsere Grundlagen ausmacht. Vielleicht denken wir nicht jeden Tag darüber nach, denn eine lebendige Kultur ist natürlich Teil des täglichen Tuns.“ Diese Lebendigkeit gelte es zu bewahren. Dies gelte umso mehr in unserer aktuellen „Aufmerksamkeitsgesellschaft“, in der Wissen keinen Wert mehr habe und vielmehr als Ware, die einem zustünde, betrachtet werde. Kreativität bedeute Problemlösung und schöpferisches Denken. „Aber dafür muss man sich anstrengen!“ In diesem Kontext sieht die Künstliche Intelligenz als große Gefahr für echte Wissensgenerierung und im Bereich des Urheberrechts als „organisierte Kriminalität“. Die KI bedeute, die Menschen mit ihren eigenen Inhalten zu betrügen.
Verlässlich echter Begegnungsort
Lotters Ausführungen beflügelte die Kulturverantwortlichen, in ihrem Wirkkreis weiter kreativ zu sein. Die Verankerung des eigenen Wirkens an einem Begegnungsort führte Agnes Brandtner, die Kuratorin des Schubert Museum Atzenbrugg aus. Die Kunsthistorikerin erläuterte ihre gemeinsam mit der Gemeinde Atzenbrugg angestellten Überlegungen, das Museums als Ort der Begegnung zu etablieren. Anhand zweier spezieller Aspekte der Ausstellung im Schloss Atzenbrugg zeigte sich den Kulturverantwortlichen, wie sehr etwa die Vereine Teil dieses neugestalteten Ortes sind.
Als Abschluss spannte Sandra Paweronschitz, Prozessbegleiterin für regionale Kulturarbeit in der Kultur.Region.Niederösterreich, den Bogen zu „echten“ Erfolgskriterien in der regionalen Kulturarbeit. So stellte sie wichtige Fragen, die für die Arbeit in den Gemeinden unerlässlich seien: „Was wird als verlässlich echt empfunden? Wie kann man Ziele für alle verständlich und greifbar formulieren?“ Das Symposium schloss eine gemeinsame Reflexion mit Wolf Lotter ab, die Energie und Inspiration für die kommenden Monate spenden soll.