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Arbeit neu denken

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Der Begriff „New Work“ ist zurzeit in aller Munde und wurde ursprünglich durch den Sozialphilosophen Frithjof Bergmann eingeführt. Aber: Was bedeutet das eigentlich?“ Expertin Lena Marie Glaser, Gründerin des Wiener Zukunftslabors zur Erforschung der Arbeit, sieht darin eine völlige Neudefinition von Arbeit: Weg vom Modell der Lohnarbeit und hin zu den effizienten Methoden einer Wissens- und Informationsgesellschaft, in der die Selbstbestimmung des Individuums einen zentralen Stellenwert einnimmt. „Junge Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer fordern heute selbstbewusst Wertschätzung und Freiräume ein. Sie überlegen sich genau, für wen sie arbeiten wollen und es ist mittlerweile völlig opportun den Arbeitsplatz häufig wechseln. Eine Praxis, die in ihrer Elterngeneration noch die absolute Ausnahme war“, so Lena Marie Glaser

Eine solche Ausnahme stellt Kurier-Chefredakteurin Martina Salomon dar. Ihr Karriereweg führte sie in Führungspositionen aller großen österreichischen Qualitätszeitungen. Diesen außergewöhnlichen Lebenslauf führt Salomon auf die Tatsache zurück, dass sie „nie gewartet habe, bis mir wo langweilig war. Wenn sich eine interessante, neue Chance ergeben hat, habe ich sie ergriffen.“ Das sei mit Kindern und Familie nicht immer leicht gewesen. Ermöglicht habe das die Unterstützung ihres Mannes. Eine Parallele zu Landeshauptmann a.D. Erwin Pröll, der den Rückhalt in der Familie als zentralen Faktor für beruflichen Erfolg nannte und an die gesellschaftliche Verantwortung erinnerte, die mit dem Thema Arbeit einhergeht. „Die Gesellschaft hat eine Aufgabe in Form eines sozialen Netzes, aber sie muss auch etwas bekommen, damit sie etwas geben kann“, so Pröll. Gerade in den letzten Jahren beobachtet Pröll ein schärferes zwischenmenschliches Spannungsfeld am Arbeitsmarkt. „Arbeit sollte nicht als Belastung, sie sollte als Freude empfunden werden, aber das scheint mir gerade in den letzten Jahren aus der Balance geraten zu sein.“

Lena Marie Glaser argumentiert, dass viele junge Menschen zwar enorm hart arbeiten, sich dennoch ihren Lebensunterhalt nur schwer leisten können. „Dann stellt sich für viele natürlich die Frage, warum soll ich das Private und meine Gesundheit dem Beruf unterordnen“, so Glaser. Dieses Dilemma befeuere den Arbeitskräftemangel ebenso wie Forderungen nach mehr Flexibilität und Arbeitszeitreduktion. Den Wunsch nach einer Work-Life-Balance und verkürzten Arbeitszeiten kann Martina Salomon grundsätzlich nachvollziehen, gibt aber zu bedenken, dass dann wohl kleinere Betriebe zusperren müssten, dass es am Sonntag kaum noch offene Wirtshäuser gäbe und dass es noch schwieriger werden wird, kurzfristige OP-Termine zu bekommen, „da die Pfleger- und Krankenschwestern logischerweise ebenso eine bessere Work-Life-Balance haben wollen, wie alle anderen.“ Paradox sei allerdings, dass Medizinerinnen und Mediziner, die gerne im Beruf verbleiben würden, gezwungen würden mit dem Stichtag der Pension die Arbeit niederzulegen „von heute auf morgen“. Hier wäre die Option auf ein „Fade-Out“, die freiwillige Möglichkeit, erst zu reduzieren und „langsam“ in Pension zu gehen, sinnvoller.

Im Finale des spannenden Gesprächs widmeten die Podiumsgäste sich auch kurz einem Thema, das uns früher oder später alle betreffen wird: Dem Einfluss der Künstlichen Intelligenz auf den Arbeitsmarkt. Laut Lena Marie Glaser würde dieser weitreichend sein, großartige Chancen aber auch Tücken mit sich bringen, zumal viele Jobs obsolet werden würden. An dieser Stelle zitierte Michael Battisti aus einer aktuellen Publikation der Arbeiterkammer, wonach nur jene Menschen von dieser Entwicklung profitieren könnten, die sich rechtzeitig weiterbilden würden. Es sei Aufgabe der Politik als regulierende Instanz einzugreifen meint Erwin Pröll: „Es ist wichtig klare Regeln aufzustellen, wie weit man damit gehen kann. Die Grenze ist dort zu ziehen, wo es an die Ethik und Moral des Menschen geht.“

Die auf Einladung von Kultur.Region.Niederösterreich Holding-Geschäftsführer Martin Lammerhuber und Prokurist Harald Froschauer erschienenen Gäste zeigten sich ebenso begeistert von der Diskussion wie Geschirr-Museum-Eigentümer Manfred Schönleitner, ORF-Legende Gerhard Jelinek, der Wilhelmsburger Bürgermeister Peter Reitzner, Journalist Georg Renner, Maria Forster von der NÖ Dorf- und Stadterneuerung, Patricia Nekuda vom Museumsmanagement, Günther Haslauer von Service-Freiwillige und eine Vielzahl regionaler Gäste wie Waltraud Steinböck, Honorarkonsulin der Philippinen, Walter Pernickl, Obmann von „Weinland Traisental“,  Unternehmer Leopold Renz und viele weitere hochkarätige Gäste.

Zum Nachhören gibt es das aktuelle Kamingespräch am 20. September 2023 um 21.00 Uhr in ORF Radio Niederösterreich.

„Daisy World“ - Das Wilhelmsburger Geschirrmuseum
Das Wilhelmsburger Geschirr-Museum wurde im Jahr 2007 feierlich eröffnet und wurde bis 2018 durch den Verein Wilhelmsburger Geschirr-Museum ehrenamtlich betreut. Im Jahr 2018 fand die Umgründung zur gemeinnützigen GmbH statt. Die Wilhelmsburger Geschirr-Museum GmbH ist seither mit dem Betrieb des Geschirr-Museums neben den musealen und wissenschaftlichen Aufgaben sowie der Öffentlichkeitsarbeit betraut.

Kultur Niederösterreich
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