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Kamingespräch über die Zukunft: „Stadt und Land brauchen einander!“
Stadt und Land sind eines ohne das andere nicht vorstellbar. Sowohl der urbane Raum als auch die Region haben ihre unersetzbaren Qualitäten, die es zu stärken gilt. Das ist die Conclusio des jüngsten Kamingesprächs der Kultur.Region.Niederösterreich unter dem Titel „Stadt oder Land – Wie wollen wir in Zukunft leben?“. Zu diesem Thema diskutierten Opernsängerin Daniela Fally, Kultur.Region.Niederösterreich-Aufsichtsratsvorsitzender Erwin Pröll und Schauspiel- und Kabarett-Legende Erwin Steinhauer im Dorfzentrum Radlbrunn.
Die prominent besetzte Runde sprach mit Moderator Michael Battisti über die Veränderung der einstigen Landflucht zur Stadtflucht seit Anfang der 2020er Jahre, über die zunehmende Attraktivierung des „Landlebens“ durch Homeoffice und verstärkten Breitbandausbau. Im Fokus des Gespräch war das Leben am Land als neue Zukunftsperspektive. Erwin Pröll wies in seiner Heimatgemeinde auf die Wechselwirkung von urbanem und ländlichem Raum hin: „Stadt und Land brauchen einander.“
Humoristisch hakte Erwin Steinhauer mit seiner Meldung „Wir kommen am Ende alle vom Land.“ Die Globalisierung und die industrielle Revolution „sind ja noch nicht so lang her.“ Er habe prägende Jahre als „Großelternkind“ in Ernstbrunn verbracht, weshalb Steinhauer die neue Popularität des Landlebens gut nachvollziehen kann.
Opernstar Daniela Fally berührte mit ihrem persönlichen Zugang zur Materie. Die in Pottenstein im Bezirk Baden geborene Künstlerin beschrieb ihre Kindheit am Land als prägend und unterstrich auch die Bedeutung regionaler Institutionen wie der Musikschule für ihren späteren Weg. Nachdem ihre Karriere als Opernstar sie um die Welt geführt hatte, spüre sie nun verstärkt die Sehnsucht, öfter „nach Hause“ zurückzukommen. „Mir war es wichtig, dass auch meine Tochter die Geborgenheit spüren kann, die ich als Kind erleben durfte, so die Leiterin des Festivals „KLASSIK.KLANG berndorf“.
In einem freundschaftlichen verbalen Schlagabtausch wollte Erwin Steinhauer vom ehemaligen Landeshauptmann Erwin Pröll wissen, warum man nicht politisch eingreifen könne, um das Ortskernsterben zu verhindern. Pröll konterte, dass die Menschen wohl wenig begeistert wären, wenn die Politik ihnen vorschreiben würde, wo sie einkaufen dürfen und wo nicht. Die Kernkompetenz liege hier nicht nur bei der Politik, „sondern auch beim einzelnen selbst“. Eben nicht in größere Ortschaften zu fahren, um in Supermärkten einzukaufen, und stattdessen die Nahversorger zu unterstützen, sei eine der vielen Entscheidungen, die man treffen könne, um die Infrastruktur zu stärken und die Heimat zu erhalten.
Zur lebhaften Diskussion konnte Kultur.Region.Niederösterreich-Geschäftsführer Martin Lammerhuber im gut gefüllten Saal des „Dorfzentrum“ zahlreiche interessierte Gäste begrüßen. Das Kamingespräch wird am Mittwoch, 17. September um 21.00 Uhr auf Radio Niederösterreich ausgestrahlt. Die Kamingespräche sind eine Veranstaltungsreihe der Kultur.Region.Niederösterreich in Zusammenarbeit mit dem ORF Niederösterreich.
